Ich werde hier auch meine Erfahrung der mündlichen Prüfung mitteilen. Ich habe den Schriftlichen Test am November 8, 2019 geschrieben (fast 2 Wochen vor mündliche Prüfung).
Ich werde im folgendes etwas viel über meine Erfahrung und genau über die Fragen schreiben, da ich es mir genauso vor der mündlichen Prüfung gewünscht hätte.
******************************************************************* MEIN EINDRUCK:
Sehr angenehme Atmosphäre, vor allem wichtig zu erwähnen; er ist extrem offen (not stuck up at all), genau wie ich es mir beim seriösen Physikern vorstelle. Bei vielen mündlichen Prüfungen hatte ich vor diese Prüfung, nur Pech gehabt (war immer positiv aber die Erfahrung extrem unangenehm); in dem der Prüfer oft auf ihre eigene Betrachtungen und erwarteten Antworten fixiert war. Es gibt ungefähr 4 mündlichen Prüfungen im Bakk., und dies ist der einzige Mal wo ich überraschenderweise sehr froh war ein mündliches Gespräch zu haben.
Reissner sagt es wenn etwas falsches gesagt wurde und wieso das der Fall ist, aber er
ist offen und akzeptiert es auch wenn man seine eigene Betrachtung ausdruckt (solange richtig) oder etwas im Test findet (oder man sagt etwas) dass er übersehen hat (oder anders betrachtet hat).
Eine mündliche Prüfung wie beim Reissner erlebe ich zum ersten Mal, in meine vorherigen mündlichen Prüfungen, wie schon erwähnt wurde ich wie eine Zitrone ausgepresst über ein bestimmtes Detail ohne dass der Prüfer mein Standpunkt oder Betrachtung wahrnimmt, und da ging es oft nicht um ob richtig oder falsch sondern was der Prüfer als Antwort erwartet, und zwar auch in Wortwahl. Also ich hatte zum ersten Mal eine sehr angenehme Prüfung, mit Reissner.
********************************************************************* VOR BEGINN:
Man kommt rein und sitzt genau vor ihm bei seinem Schreibtisch (die Tür bleibt offen). Man bekommt Zetteln/Stift und locker beginnt er mit Fragen. (Man hat offiziell 30 Minuten Zeit, aber nichts strenges.)
Ich hatte gleich gefragt ob wir mein Test anschauen können damit wir über das wo was „falsch ist“ oder „fehlt“ sprechen (Ich war selbstsicher über meine schriftlichen Prüfungsfragen und was ich beantworte hatte, darum wollte ich den Test zuerst durchsprechen). Somit waren wir bei Themenbereiche die beim Test waren. Das hat auch im Sinne geholfen, da beim Test schon alle relevante Gleichungen hingeschrieben wurden, dass ich auch nicht zu lang über Herleitungen überlege sondern gleich zur Sache komme.
Ich hatte beim schriftlichen Test nur das hingeschrieben was ich auch gelernt habe. D.h. meines Wissens nach, nur richtiges hingeschrieben. Ich habe dann alles was als falsch markiert wurde verteidigt/kurz laut meine Betrachtung erklärt (selbst wenn die Herkunft der Details nicht komplett verstanden wurden, lässt er die Betrachtung, solange richtig, gelten. Als Beispiel: das unten genannte Obergrenze der Debye Frequenz betrachtet als Abgrenzung der linearen Dispersion. In diesem Fall hätte ich die Herkunft der Debye Frequenz schon gewusst, aber wurde nicht danach gefragt).
**************************************************************************ZUM TEST/FRAGEN:
Erwähnenswert ist es: Alle mündlichen Erfahrungen mit Reissner die hier im Forum dokumentiert wurden beinhalten mehrere Fragen die aus dem eigenen schriftlichen Test der Studenten basiert sind. Darum:
Mein (schriftlicher) Test, Themen:
- Debye Model
- Debye Waller Faktor
- Sommerfeldmodell
- Tight-binding Modell
- Boltzmann Transport
- Landau Nivaus
- Kondensationsenergie/Typ-I-II Supraleiter
Und jetzt über meine (Mündlichen) Test fragen:
Da wir mein Test angeschaut haben hatte er nur das gefragt wo entweder er selbst auf eine Frage kam (wo etwas fehlt) oder wo ich explizit gefragt habe wieso ‚das und das‘ als falsch markiert wurde. Keine wirklichen Details, aber auf jeden Fall auf „Verständnis“ basiert (also dass man weißt über wie ‚das und das‘ miteinander zusammenhängt, kurz gesagt dass man wichtige Zusammenhänge verstanden/gelernt hat).
- Debye Modell: da hatte ich ein Punkt weniger. Im schriftlichen Test ist üblicherweise gefragt die Skizze der Dispersionsrelation von Debye und Einsteins modell. Debye ist eine lineare Dispersion, aber laut meines Wissens hört diese lineare Dispersion bei Omega_D auf. Das hatte er als falsch markiert, aber nachdem ich das kurz erwähnt habe über Omega_D als Obergrenze hatte er das dann als richtig/verstanden angesehen.
- Debye Waller Faktor: Da hat er ein Paar Punkte weniger gegeben weil die Temperatur abhängigkeit von „u“ nicht hingeschrieben wurde, und die (h,k,l) wirkung von „G“ auf die Intensität auch nicht erläutert wurde. Also da musste man noch schreiben, dass G d.h. die (h,k,l)-struktur Beschreibung des Kristall-Körpers, was ebenen Scharen auf dem Realen Raum vertreten, die Intensitätstärke auch beinflüssen (vgl. Debye scherrer experiment, Drehung des Kristalls bewirkt unterschiedliche Intensitäten). Also nicht nur tut Erhöhung der Temperatur die Intensität beeinflussen, sondern auch die Änderung von (h,k,l), das war mir klar, er wollte eher eine Erläuterung im Realen Raum hören. Nach mehreren Versuchen seine Frage zu beantworten, hat er sich eventuell sehr klar (für mich) ausgedrückt, da konnte ich endlich ihm über das G als Ebene Schar im realen Raum, bzw über die Drehung des Kristalls (Winkel Abhängigkeit), in Zusammenhang zur Änderung der Intensität erzählen. Patience is key.
-Sommerfeld: alles richtig.
- Tight-binding Modell: Da war es „tricky“, meine ganzen Herleitungen und Erklärungen basierten auf dem Buch „Gross-Marx“ (ein super Buch, von welches fast alle Skizzen im FK-Skriptum „gestohlen“ wurden, lol). Also da ich eigentlich genaue als im FK-Skriptum das Tight-binding modell hergeleitet habe, musste ich erklären was ich da gemacht habe, und wie ich zu den Transfer und Hupf Integrale kam. Das hatte er im Endeffekt auch als verstanden/richtig angenommen.
-Boltzman Transport Gl.: alles richtig.
- Landau Niveaus: da habe ich vergessen zu schreiben, dass tiefe Temperaturen und höhe Magnetfelder nötig sind. Fragen von ihm:
- Wieso tiefe Temperaturen? Tiefe Temperaturen führt zu weniger Stöße, so lässt sich das Model besser anwenden.
- Wieso höhe Magnetfelder? Die Gleichung entsprechen eine Kreisbewegung mit eine bestimmt Frequenz. Höhe Magnetfelder ist in den Gleichung impliziert also eine schöne kreismässige Beweglichkeit, was hingegen auf die Landau-Zylinder Flächen mit konstante Phase führt.
- Wie lässt sich die Energie oszillation in abhängigkait des Feldes messen? Man kann die Energie Oszillation nicht direkt messen. Man misst eigentlich die Suszeptibilität, über die Magnetisierung M=-del(U)/del(T).
- Fermi Fläche? Die Fermi Fläche lässt sich messen in dem die Extremal Landau-Zylinder Fläche die Fermi Fläche überschneidet, usw. steht im Skript. Also es war ein ganz kurzes Gespräch bzgl. Betrachtungen über das was eh im Skript steht.
- Kondensationsenergie: da habe ich aufgrund der Zeit die ich noch bei der schriftlichen Prüfung hatte (es waren ein paar Minuten) nicht alles schreiben können. Also gefragt wurde ich dann:
- Typ-I und Typ-II Supraleiter: da habe ich dann die Typ-I und Typ-II Supraleiter Skizzen gezeichnet. Und die Unterschied erklärt: Bei Typ-I Supraleiter hat man nur ein Kondensationsmagnetfeld B_c. Wenn das externe Magnetfeld höher ist als das Kondensationsfeld, dann geht der Supraleiter Typ-I direkt in normal Leiter, also diamagnetismus kommt in Spiel, d.h. es gibt dann ein inneres Magnetfeld drinnen in dem (jetzt nicht mehr) Supraleiter die entgegengesetzt und proportional zum externen Magnetfeld ist.
Beim Typ-II Supraleiter hat man zwei kondensationsmagnetfelder. Wenn das externe Magnetfeld höher ist als das erste Kondensationsfeld, dann beginnt der supraleiter sich wie eine Mischung als Normalleiter und Supraleiter zu verhalten, also magnetfeld dringt teilweise ein.
- Wie dringt Lambda_L (London Eindringtiefe) und £_GL (Ginzburg-Landau Kohärenz) im Supraleiter ein. Also da muss man die Skizze mit Normal-Leiter/Supraleiter zeichnen, in dem die n_s (also die Supraleitende Elektrondichte eindringt - von tief zu hoch) und wie das Magnetfeld eindringt (von hoch zu tief) zeichnen, steht im Skript. Also zur Verständnis; die Lambda_L entspricht das gezeichnete Magnetfeld B_z(X) wobei Lambda dringt bis 1/e, und das n_s entspricht die £_GL, wobei hier wieder £_GL dringt nur teilweise ein. Im skript es gibt eine Zeichnung die vlt noch Erläuterung bringt.
- Und die letzte Frage, sagte er, meine 1er Note Frage:
- Temperaturabhängig von Wärmeleitung. Also die Wärmeleitungskurve zeichnen und alle Terme diskutieren, wie sie zustande kommen:
T^3,
Exp(T/2T_D),
1/T.
Man spricht auch von der Warmekapazitätskurve die am Anfang T^3 abhängig ist und danach konstant wird.
- Dann kam eine Frage die sehr in Detail ging: wieso hört die Mittlere Stoßrate (Tao) bei sehr kleinen Temperaturen auf, also wieso ist der T^3 term der Wärmeleitfähigkeit der führende Term und nicht das Exp(T/2T_D) bei sehr tiefen Temperaturen?
Er hat mir dabei sehr geholfen, und wie gesagt, sehr Geduld gewesen. Antwort: Also bei sehr sehr kleinen Temperaturen ist die Freie Weglänge so groß dass es nicht mehr in der Größe des Festkörpers passt, und darum ist Tao (proportional zu Wärmeleitfähigkeit) auch nicht mehr wirkend da er zum Null geht. Cool.
Das war meine Erfahrung, ich ging mit dem 1er nach Hause (pun intended)
********************************************************* EMPFEHLUNGEN / TIPPS im Allgemein zum Festkörper 1:
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Zum Schriftlichen Test: Alle Fragen des Fragenkatalogs in Detail ausarbeiten. Vor allem den VORLETZTEN Test sehr gut beherrschen. Es ist oft so, dass wechselweise entweder Monoatomarenkette oder Debye bei den Tests kommen. Und es kann sehr wahrscheinlich sein, dass viele ähnlichen Fragen des VORLETZTEN Test kommen. Das habe ich ein Tag vor meinem schriftlichen Test gesehen/erkannt, und somit die fragen des vorletzten Test extrem im Detail wiederholt. Ich kann leider keine Zeitangaben über wie lange man sich für den schriftlichen Test sich vorbereitet empfehlen, es ist von Person abhängig (Motivation/ vorherige Lernerfahrungen / Lern- und Verständnisgewinn -fähigkeit). Manche lernen Monatelang, manche Wochenlang, und manche nur Tage (sehr, sehr intensive Tage, mit Vernachlässigung auf alles Andere. Es kann Situationen geben, wo man keine andere Wahl hat als die wenigen Tage die man hat zu nutzen. Also, es ist möglich, solange man auf so einem intensiven Lern-Rhythmus gewöhnt ist).
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Zur Mündlichen Prüfung: Alle wichtigen Themen mithilfe des FK-Skript wiederholen (Fragenkatalog bezogen) und andere Literatur die noch besser alles erklärt lesen. (zB. Gross-Marx Festkörperphysik Buch, es sind ca 1000 Seiten aber der Index ist gut dargestellt, also es lässt sich alles in gute Übersicht suchen. Dieses Buch hilft extrem Zusammenhänge zu verstehen, und von Anfang bis Ende ist die Struktur und Schreibweise des Buches auch sehr ähnlich zum FK-Skript, nur alles mit mehreren Wörtern/Wiederholungen erklärt). Man erfährt die Note des schriftlichen und Datum der mündliche Prüfung nur ein paar Tage bis zu einer Woche davor, also am Besten nach der schriftlichen ab und zu über Zusammenhänge /Lücken des Stoffs nachdenken, somit beim Erfahren des Termins alles intensiv Wiederholen. Die gesamt Note wird gleich am selben Nachmittag eingetragen.
Ich hoffe das hilft jemanden, viel Erfolg beim mündlichen Test!