Hi,
ich habe TP an der TU Wien studiert, noch in einem Diplomstudienplan. Bei uns hat(te?) die TU im Vergleich zur Uni den Ruf, in den Anfangssemestern schwerer zu sein und mehr (!) Wert auf Mathematik zu legen. Die „sehr großen“ Unterschiede habe ich nicht erlebt, es gab ein paar mehr Pflichtlehrveranstaltungen zu technischen Sachen (Messverfahren, Projektmanagement) und die relativ anstrengenden Labors, die ich aber auch für essentiell halte, weil man da sehr gute Einsichten über den Unterschied zwischen Theorie und Experiment und die generelle Frage, wie etwas überhaupt experimentell nachweisbar ist gewinnt.
Ich hab’ meine Diplomarbeit am CERN geschrieben, zwar an einem typisch technischen Thema, ein paar von meinen Kollegen haben aber auch Teilchenphysik gemacht. Grundsätzlich: Das Spektrum der Tätigkeiten am CERN ist riesig, sie fallen grob in drei Spezialisierungen:
- Technisches Zeug: Detektoren bauen, Softwareinstruktur, Beschleunigerphysik
- Experimentelle Teilchenphysik: Von den Experimenten aufgenommene Daten auswerten und sie mit Erwartungen aus Simulationen vergleichen.
- Theoretische Teilchenphysik: Modelle basteln und ihre experimentellen Konsequenzen durchrechnen
Für die ersten beiden braucht man im Alltag eher selten höhere Mathematik, man sollte halt Statistik verstanden haben, und es ist gut, wenn man auch ein bisschen Teilchenphysik kann, aber der Erfahrung nach nicht so essentiell. Für letztere Kategorie ist das anders, da besteht das Leben quasi nur aus Rechnen. Es würde mich aber auch wundern, wenn einen ein Studium der „normalen“ Physik auf die Karriere als theoretischer Teilchenphysiker vorbereiten würde. Die Vorbereitung dazu (ich wollte sowas eine Zeit lang selber machen, bevor ich realistische Überlegungen zu meinem Karrierepfad angestellt habe) besteht aus einer Menge von Wahlfächern und einem Haufen Eigeninteresse (Projektarbeiten, Diplomarbeit).
Zu deinen weiteren Anmerkungen: Dass du keine Relativitätstheorie lernen wirst halte ich für unwahrscheinlich. Die SRT kam bei uns im ersten Semester zum ersten Mal in der Mechanik vor, dann nochmal im zweiten in dem Physik-Grundlagenfach zu elektromagnetischen Wellen und dann noch mal im vierten Semester als guter Teil einer Elektrodynamik-Vorlesung. ART und Kosmologie sind wohl nirgendwo Pflichtfächer im Bachelor, Wahlfächer dazu gab es auch an der TU, und nebenbei ist es gar kein Problem, Spezialkram auch an anderen Universitäten zu machen. Grundsätzlich sind diese Dinge aber eh nicht so relevant in den ersten paar Semestern.
Zu den „großen Unterschieden“ noch: Ich hab’ gerade die beiden Bachelor-Studienpläne von TU Graz und Uni Graz verglichen, und die schauen sich sehr ähnlich, woher hast du denn deine Information?
Und: Ich glaube, das Forum hier ist sehr Wien-lastig, vielleicht fragst du einfach bei deiner lokalen Fachschaft noch mal, falls sie dich nicht ohnehin vorher finden?