Studium oder Abend-HTL?

Hallo *!

Leider gehöre ich schon zu einem älteren Semester, und zweifle gerade an meinen Entscheidungen.

An und für sich möchte ich den Beruf des Medizintechnikers ausüben (Servicetechniker).

Jetzt stellt sich die Frage, ob ich ein Studium der „Technischen Physik“ oder eine Abend-HTL für Elektronik machen soll.

Gegen die Abend-HTL spricht erstens das die Schule 5 Jahre dauert, und ich dann mit rund 20 Jährigen konkurrieren muss, und hätte dann nur eine HTL-Matura.

Gegen das Studium der „Technischen Physik“ spricht, dass das Studium sehr schwer ist und es keine „handwerkliche“ Ausbildung auf dem Gebiet der Elektronik verspricht. (Löten, CAD, Entwurf, …).
Für das Studium spricht, dass man allgemeiner bescheid weiß, man eventuell später noch einen Master anhängen könnte und der Abschluss höher wäre. Und Physik ist natürlich spannend :slight_smile:.

Kann man sich das Handwerkliche einer HTL auf dem selben Niveau selber beibringen, oder ist dies in rund 3 Jahren neben einem Studium nicht möglich?

Was wäre für mich die klügere Entscheidung? Abend-HTL oder Studium?

Danke!
Ein etwas verstreuter 333.

Pfuh … schwere Frage, und eine richtige Antwort zu finden wird wohl nicht besonders leicht werden.

Ich habe bald beides (HTL + TPH kurz vor dem Abschluss) und kann vllt. ein bisschen Input geben:

Also was die handwerklichen Fähigkeiten angeht, ist das so eine Sache. Mal einen Lötkolben zu bedienen ist ein Ding, das kann man mit Übung auch privat erlernen. Schwieriger wird es dann bei den etwas fortgeschrittenen Anwendungen: also mal selbst eine Leiterplatte entwerfen, ätzen, SMDs aufbringen und mit Heißluft anlöten, ein Lötbad in Aktion sehen, mit Vielkanal-Oszi’s hantieren, Mikrocontroller programmieren (gut, das wird auch noch zu hause gehen), … das sind alles Dinge für die man entweder viel Geld oder die richtige Umgebung braucht. Das Niveau eines guten HTL-Absolventen von daheim aus zu erreichen ist wohl unter großer Anstrengung möglich - aber parallel zu einem Physik-Studium? Verdammt schwierig, würde ich sagen. Als kleiner Nebenpunkt kommt dann dazu, dass du eben kein Zertifikat hast, wie die HTL Matura, welche dein Können irgendwo bestätigt. Noch eine kleine Randbemerkung hierzu: das TPH-Studium hat zwar verpflichtende Labors, in denen ein klein wenig Elektronik gelernt wird, das ist aber mitnichten ein Ersatz für eine ausgedehnte „hands-on“ Ausbildung, wie die HTL (zumindest was ich gerüchtweise kenne, hab das 1er Labor nie gemacht).

Nun zu deinem Dilemma: Physik ist natürlich ein extrem spannendes Gebiet, auch wenn man sich mal gute 3-4 Jahre durchschlagen muss, um diese Wissenschaft einigermaßen ordentlich zu betreiben - und das, was man an Mathematik mitbekommt, ist in fast jedem technischen Beruf ein Plus. Ich würde hier aber fast sagen, dass Physik nicht deine einzige Alternative ist. Wenn du glaubst, du kannst dich genug für Elektronik begeistern, steht dir ja noch das klassische Elektrotechnik-Studium offen - was wohl nicht viel leichter ist als Physik, aber im Hinblick auf deinen konkreten Berufswunsch vielleicht etwas passender.

Zweite Alternative: Fachhochschulen. Sie genießen vielleicht nicht den besten Ruf (in gewissen Fällen zurecht!), dafür bekommst du ein ziemlich maßgeschneidertes Paket, dass im Berufseinstieg / Umstieg ein guter Vorteil sein kann: siehe etwa http://www.technikum-wien.at/en/study_programs/master_s/healthcare_and_rehabilitation_technology/. Ich kann leider nicht viel über die Qualität der MedTech Studiengänge sagen, aber es lohnt sicher einmal zu fragen oder Tag der offenen Tür etc. zu besuchen. Die FHs haben meist gute Kontakte zur Privatwirtschaft und im Regelfall holen die Firmen die Absolventen schon vor dem Abschluss ab.


Das ganze hängt natürlich davon ab, wie es bei dir finanziell aussieht. Wenn du sagst „älteres Semester“, ist ein Vollzeitstudium eventuell gar keine Möglichkeit. Also Physik oder Elektrotechnik neben einem 40h-Job halte ich für nahezu unmöglich … oder es dauert eben 10 Jahre. Anwesenheitspflicht gibt es zwar nur bedingt, aber das Studium mit einem Vollzeitjob in Einklang zu bringen wird dennoch hart. Mit einem Teilzeitjob kann man es zwar auch noch irgendwie managen, aus eigener Erfahrung würde ich aber fast davon abraten, wenn es nicht unbedingt sein muss. FHs bieten auch Teilzeit-Studien an (z.B. http://www.fh-campuswien.ac.at/en/studies/technology_and_management/bachelor/applied_electronics/overview/).